Maryam Ehtesham
Iran
2018
Auszüge aus dem Interview
„Zukunft Iran: es ist schlimmer geworden. Es scheint so, dass eine Zeit kommt für eine neue Revolution. Die Menschen wollen die Regierung und Diktatur nicht mehr. Wenn ich Nachrichten schaue, bekomme ich ein bisschen Stress. Ich möchte aber an diesem Ort sein, nicht an zwei Orten.“
„Unsere Kulturen sind anders. Wir lachen sehr viel. Wir zeigen Emotionen im Gesicht. Hier zeigt man mehr Emotionen mit der Stimme. Ich beobachte sehr genau. Am Anfang dachte ich, manche mögen mich nicht. Manche sind unfreundlich, dann bemerkte ich, sie sind zu allen gleich unfreundlich.“
„Ich habe aber auch Vorurteile. Unsere Kultur ist so anders als die deutsche Kultur. Ich kann Vorurteile verstehen, ich denke, es ist kein rassistisches Verhalten.“
„Ich war stolz auf die Deutschen, dass sie so viele ukrainische Geflüchtete (Frauen und Kinder) aufgenommen haben. Viele brauchten Brillen und sind zu uns in den Laden gekommen, und ich war immer besonders freundlich. Ich habe viel Empathie und kann mir nicht vorstellen, wie es ist, alle Sicherheiten zu verlieren. Ich wünschte mir auch, mein Land wäre so. Aber ich hatte an der Volkshochschule eine Freundin aus Bosnien. Sie hatte eine schlimme Kindheit im Krieg, und sie hat ein Päckchen bekommen vom Iran, und ich war so stolz auf mein Land.“
„Ich hatte drei Koffer bei der Ausreise. Wir hatten nur Kleidung – wie man reist. Traditionelle Tischdecken habe ich mitgenommen. Alle anderen Sachen habe ich verkauft oder der Schwester und Schwiegermutter gegeben. Einen Spiegel und Fotos habe mitgebracht. Ich dachte, was ich hier kaufen kann, bringe ich nicht mit. Ich habe alles mit guter Stimmung gemacht, weil ich wusste, alles wird hier schön werden. Ich komme in eine gute Zukunft.“