Irén Funke
Ungarn
1967
Auszüge aus Interview
„In der sozialistischen Ungarischen Volksrepublik hatten die selbständigen Handwerksbetriebe einen schweren Stand. Handwerker konnten nicht von ihrer Arbeit leben. So arbeitete mein Vater in einer Heilpflanzenfabrik und hat die Arbeit an den Hüten nebenberuflich weitergeführt. Vermutlich wäre das Handwerk sonst ausgestorben.“
„Der Betrieb wurde immer vom Vater auf den ältesten Sohn übertragen. Mein Vater war eigentlich der jüngste in der Familie. Sein Vater ist schon gestorben, als er 10 Jahre alt war. Der älteste Sohn hat vom Vater das Handwerk übernommen, ist aber in den Krieg einberufen worden und der nächstältere auch. […] Die Großmutter führte die Werkstatt weiter mit Hilfe der Söhne, mein Vater hat auch schon als Kind Hüte gemacht. Wir mussten aus dem Ort wegziehen, damit der ältere Bruder den Betrieb übernehmen kann, aber er gab das Handwerk nach 10 Jahren auf. Wir sind wieder zurückgezogen. Der Vater war der Einzige, der dieses Hutmachen noch beherrschte. Er hat dann später an den Cousin das Wissen weitergegeben.“
„Mein Cousin konnte das noch bei ihm lernen. Er ist aber leider auch frühzeitig verstorben. So ursprünglich wie das der Vater gemacht hat, ist es jetzt nicht mehr. Die Tochter führt es mit ihrem Mann weiter, aber es werden fertige schwarzgefärbte, vorgefertigte Formen gekauft und das ziehen sie dann noch über alte Form der Großeltern. Das ist das Einzige, was übriggeblieben ist. Aber diese Hüte gibt es noch […], sie sind zwar noch aus Wolle, aber nicht mehr so haltbar, aber die Hirten freuen sich.“
„Filzen nach alter Tradition war ein Männerberuf. Es ist sehr kraftintensiv. Der Filz ist auch sehr dick. Es ist auch Tradition. […] Die Frauen haben mehr gestickt, genäht und gewebt.“